Donnerstag, 20. August 2009

wimmelbilder

James Rizzi ist bekannt wie ein bunter Hund mit seinen farbenfrohen, vollen 3d-Bildern. Zwar fehlt der prägende Pinselstrich und kleine Variationen der Farben, so dass die einzelnen Bildteile starr sind. Dennoch vermittelt die bunte Vielfalt des antropomorph Dargestellten pulsierende Lebensfreude. Derart naive Kunst – in diesem Zusammenhang nicht als Arbeiten von Autodidakten verstanden – bedient sich bewusst modern kindlicher Ausdrucksformen.

Als Wimmelbilder wurden die Arbeiten von James Rizzi häufig bezeichnet. Was haben sie also mit explizit für Kinder erdachten Wimmelbücher gemeinsam? Wimmelbücher hat vor allem Ali Mitgutsch seit 1970 bekannt gemacht. Hingegen verwehrt sich Ali Mitgutsch gegen den Begriff „Wimmelbücher“, da er diesen mit „Abwimmeln von Kindern“ verbindet und daher „sich selbst erzählende Bilderbücher“ vorzieht. Fast ohne Worte werden in diesen Büchern tatsächlich eine Fülle von Einzelheiten und damit Beziehungen und ganze Geschichten erfassbar. Der Blick darf frei wander. Durch Typisierung, Darstellung von der Situation an sich können Wimmelbücher Kinder optisch Szenen aus der großen Welt nahe bringen. Vielleicht ist es umgekehrt Rizzis Anliegen Erwachsenen typisiert Situationen kindlich nahe zu bringen. Alltägliche Szenen, vor allem aus New York neu fröhlich zu entdecken. Oder auch bekannte Kunstwerke wie Mona Lisa oder der Schrei neu zu entdecken. Dieser starke, aber veränderte Alltagsbezug kann auch erklären, warum die Vermarktung Rizzis, der Enzyklopedien des Brockhaus-Verlags, Briefmarken, CDs, Rosenthal-Porzellan gestaltet hat, ein derartiger Erfolg ist.

Das Element der Entfremdung durch Stilisierung hat ebenfalls Verwandtschaft mit Comics. Verschiedene kleine Bilder in Sequenz – jedoch auf einem Bild – erzählen Geschichten. Dazu verstärken Rizzis schwarzen Umrandungen und die eindeutig zugeordneten Farben den Comic-Eindruck. Außerdem muss ein „comic strip“, ein komischer Streifen, nicht immer komisch sein, aber dennoch sind Comics häufig mit (seichtem) Scherz verbunden, man denke nur an Donald Duck, Micky Maus, Asterix und Obelix.

Die Verarbeitung von Alltagszenen und häufig auch stilistische Comic-Ähnlichkeiten sind genereller Merkmale von Pop Art. James Rizzi aber hat durch durch 3d-Wimmelbilder eine Form gefunden, die diese Merkmale kindlich bunt neu in sich trägt.

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