Montag, 24. August 2009

frohgefühl in den handgelenken

Erstaunlich ist doch diese Neigung, die eigenen Gefühle und Eindrücke für allgemeingültig zu halten. Wer kennt kein Frohgefühl in den Handgelenken, das die Künstlerin Saskia Niehaus in einem Interview des einfallsreich.tv so eindrücklich beschreibt. Deren Arbeitsweise dürfte die meisten Menschen generell in neue Gefühlswelten führen: Bewusste Abläufe scheinen selten zu sein. Stattdessen entstehe ein Wesen. Der Körper oder die Hand forme ein Wesen, es wolle raus. Man spüre, ob ein Werk vollendet sei. Warum das eine als Bild, das andere dreidimensional zu gestalten ist, da müsse man das Werk fragen. Dieses Verlassen auf intuitive Empfindungen, die Kommunikation zwischen Werk und Künstler – ob mit Ich, Über-ich oder Es oder Selbst oder Ähnliches sei dahingestellt – hat etwas unglaublich Faszinierendes. Als ob die gefühllose Gehirnmasse kribbeln könnte.


Als eine Art synästhetischer Ansatz könnte man dies bezeichnen, als Vereinigung mehrerer Sinne im weiten Sinne oder die Substitution eines Sinnes durch einen anderen. Nur das als Sinn dann auch ein sechster Sinn, die Intuition das unbestimmte Gefühl bezeichnet werden müsste. Irgendwie scheinen Sehen, Tasten und Gefühle ein Eigenleben zu führen und sich gegenseitig zu ersetzen. Wie bei antroposophisch geprägter Meditation, wenn Farben einzelnen Kraftzonen zugeordnet werden; sich einen grüner Hals, ein violettes Gehirn und einen roten Bauch vorzustellen soll danach entspannend sein. Mag es also so sein, dass ungewöhnliche Vermischung von Altbekannten Nie-Dagewesenes entstehen lässt, das Andere ebenfalls zu Neuem inspirieren kann. Daher: Viele Menschen würden von Gefühlen im Bauch reden, aber natürlich sei jedem ein Frohgefühl in den Handgelenken zugestanden.

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